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1.
Etana 03:29
Etana Um meine kleine Kammer tobt der Sturm, im Osten steigt die Röte, vom Turm singen die Glocken vom Ende der Zeit, goldüberschüttet das Land weit und breit, und mir wachsen die kleinen, zerknitterten Flügel zu mächtigen Schwingen, die Länder vergehn: Endlich werden die seltnen, verzweifelten Sprünge zum Flug, den die Wälder und Berge verstehn. Kämpf ich in den Lüften mit dem Wind, gegen diese Macht nur ein Kind, wirft mich herum durch Gewitter und Zeit, raubt mir den Atem, wirbelt mich weit, und schleudert mich mächtig hinunter zur Erde, verweist mich an meinen irdischen Ort, und da lieg ich am Boden und kralle die Hände im Staub, und ich heule vor Schwäche und Zorn. Da suche ich im Alltag wieder Halt, trotze kleiner Menschen Gewalt, habe gelernt von Gewittern und Zeit, könnte nun leben, vor allem gefeit, doch ich kann das Erlebte wohl nie mehr vergessen und sehne mich immer nach Wolken und Sturm. Und ich weiß es: Das nächste Mal halte ich länger den Mächten stand, werde nicht Spielzeug mehr sein, und der Tag ist nicht fern, da verschwind ich auf immer, nur Luft und Licht werd ich im Strom der Zeit sein. Hraban, 1993/1994
2.
Wie geht es weiter? Ich hab’ von dir geträumt heut’ Nacht, wie Tag und Nacht und lange schon, bin immer wieder aufgewacht, hab’ nachgedacht, wie lange schon. Sag mir: Wie geht es weiter? (Mit uns.) Ich frag’ mich, wer ich bin, und du, wie Tag und Nacht und lange schon, und irgendwo in mir hast du dich breit gemacht, so lange schon. Sag mir: Wie geht es weiter? (Mit uns.) Ist unsre Zeit schon reif dafür, für Tag und Nacht und lange schon? Es könnte sein, sagt mein Gespür. Doch: Kann es sein? Und: Langt es schon? Sag mir: Wie geht es weiter? (Mit uns.) Hraban 1998
3.
Penetrante Selbstreflexion analysieren … analysieren … Warum denke ich, wenn ich denke? Was genau fühle ich, wenn ich fühl’? Warum schenke ich, wenn ich schenke? Ist es Liebe … oder nur Kalkül? Refrain: zerlegen, zerteilen, zerpflücken, zerstückeln, zer zer zer zerzerren (analysieren … analysieren) Was passiert, wenn ich wen passiere? Was geht ab, wenn mir einer abgeht? Ist noch Gefühl hinter all dem Gewühle? Bin ich begeistert … oder ohne Geist? (Ref.) Wer träumt mich, wenn ich träume? Was fällt weg, wenn mir was gefällt? Soll ich geben, oder ist es vergebens? Warum mag ich … oder Magnet? (Ref.) Wie tief schlafe ich, wenn ich schlafe? Wieviel Gläser brauch ich, wenn ich wein’? Gibt es intelligentes Leben? Ist da jemand? Oder bist du allein? analysieren … paralysieren … normalisieren … banalisieren … kanalisieren … ratifizieren … lappalisieren … antizipieren … gentrifizieren … zertifizieren … vertikutieren … vivisezieren … perfektionieren … konfektionieren … schubladisieren … finalisieren Hraban 2014
4.
Bischkek 02:50
Bischkek Refrain: Бишкек, я тебя люблю, я не знаю почему … Bishkek, deine Milizisten leben nicht vom Lohn allein. Wenn sie dich zur Seite winken, dann selten, um dir zum Feiertag zu gratulieren. Bishkek, deine süßen Torten stehen am Tresen aufgereiht, locken mit dick aufgetragenen Cremes – wer wird ihre Zuckerblumen brechen? Bishkek, deine Skater cruisen zwischen Frack und Abendkleid, und sie wissen was gespielt wird unter den Stalinaktiten. Bishkek, deine Veteranen tragen noch den Sowjetstern; ihre Enkel, die sie führen, tragen eher Plastiktüten. Bishkek, deine Klempner sind unheimlich kreativ und sie wären gerne Künstler geworden – ach, könnten sie doch dichten! Hraban 2014
5.
Fremdschuld 01:28
Fremdschuld Weil ihr die Schulen abgerissen habt, können wir die Berge nicht sehn, und weil wir uns suhlen im Schatten eurer Macht, wollen wir nicht mehr nach Hause gehn. Refrain: |: Schick mir deine Morsezeichen :| SOS per SMS Weil ihr nur Gnomen huldigt und nicht Feen, sind unsre Flügel zu klein, und weil ihr in Domen predigt, nicht in Seen, fühlen wir uns hässlich und allein. Weil ihr die Farben weggeschlossen habt, kriechen wir durch giftverseuchtes Feld. wenn wir nicht schon starben, bevor wir gelebt, hängen wir uns auf an euerm Geld. Hraban 2014
6.
Keine Wahl 03:52
Keine Wahl Refrain: Es gibt keine Wahl. Wir müssen uns entscheiden. Es gibt keine Wahl. Was ist das Leben wert? Es gibt keine Wahl. Wir möchten es vermeiden. Es gibt keine Wahl. Jeder Weg ist verkehrt. Was zählt das Leben des Diktators? Was zählt das Leben meines Suppenhuhns? Was zählt das Werk des Plagiators? Was zählt das Werk von Dieter Thomas Kuhn? Wem schlägt das Herz der Komatösen? Wer spürt den Schmerz der Maus mit Karzinom? Wer reformiert die Diözesen? Wie lang rentiert das Guttenberg-Syndrom? Wer saugt das Mark der Embryonen? Wer sehnt die Mark ins Deutsche Reich zurück? Wer misst die Spur der Tachyonen? Vermisst der Ochse wohl sein bestes Stück? Gibt es noch Leben zwischen den Sternen? Gibt es noch Leben in meinen Dessous? Wächst neues Leben aus den Kasernen? Und wann verlernen wir den deutschen Gruß? Hraban 2005/2014
7.
Unvollständig Meiner Woche fehlt ein Tag und mein Haus ist ohne Giebel. Ich hab nicht alle Tassen im Schrank, aber alle Schrauben locker. Refrain: |: Nein, entschuldige, es geht nicht um dich. :| Meiner Kerze fehlt der Docht, und meine Tür hat keinen Riegel. Durch meinen Garten läuft ’ne Autobahn und ein Leichenzug durch meinen Text. Dabei bin ich falsch verbunden, und ich steh auf meiner Leitung. Mein Herz hab ich woanders entsorgt und keinen Koffer in Berlin. Meiner Suppe fehlt das Salz, und mein Fahrrad hat ein Rad ab, das reicht, um ein fünftes am Wagen zu sein, und die Haare gehen mir aus. Hraban 2014
8.
Der Nachtfalter Ich hab schon mal versucht, tausend Kraniche zu falten, das war ein bisschen viel für eine Nacht. So leicht ist der Weltfrieden nicht zu gestalten … Wer hätt’s gedacht. Refrain: Dann falt’ ich mir ein Schiffchen für meine Träume, nehm’ schnell noch eine Lage und zieh weiter durch die Stadt. Ich hab’ schon mal versucht, genauer hinzulauschen; das Knistern der Tektonik hab’ ich nicht gehört. Das Quietschen der Ekliptik und der Eulenschwingen Rauschen hat mich gestört. Es hat mich fasziniert, wie Gebirge sich falten, man braucht ein bisschen Zeit, um es zu sehn. Mit ’ner Landkarte kann man das schneller erhalten – doch nicht so schön. Ich kenn’ die dunklen Ecken, wo Papiertiger schleichen, ihre Zähne geh’n unter die Haut. Doch sie lassen sich schneiden und mit roten Stiften streichen, wenn man sich traut. Ich hab’ den schwarzen Gurt, zehnten Dan, in Origami, für jedes Stück Papier weiß ich ’nen Kniff. Doch nachts in meinem Schiffchen geht’s mir wie im Tsunami, lauf’ auf ein Riff. Da strand’ ich mit dem Schiffchen … Ich hab zu oft geseh’n, wie die Nacht sich entfaltet, all die Lichter angeh’n hier im Reich. Soll die Ampelmännchen kümmern, wer da schaltet und waltet – mir ist es gleich. Und am Ende der Nacht steht der Horizont in Flammen, geh’n die Lichter aus in der Welt. Dann falte ich die Nacht ein und leg’ sie schön zusammen, und schließ’ die Türe ab vom Nachtschrank – vielen Dank. Hraban 2014
9.
10.
Die grauen Wölfe Die grauen Wölfe an meiner Seite sehen mich hungrig an. Ich habe sie nie gefüttert, doch wieviel lernt ein toter Wolf? Die grauen Wölfe an meiner Seite kleben wie Pech am Bein. Wie wird man sowas nur los? Vielleicht kann das ein andrer Wolf. Die grauen Wölfe an meiner Seite lösen sich langsam auf. Vielleicht sind sie verdunstet, jedenfalls riecht der Nebel nach Wolf. Wolf, du Wolf, komm nicht hierher … Hraban 2014
11.
Hinter dem Mond Hinter dem Mond, da wo’s dunkel ist, da dürfen Jungs nicht weinen. Und ein Mann ist ein Mann, wenn er betrunken ist, und damit fängt er schon klein an. Hinter dem Mond, da am Arsch der Welt, da spielt jedes Mädchen Prinzessin. Doch bald ist sie groß, wird sie schnell vermählt, und das Spielen kann sie vergessen. Denn hinter dem Mond, in der Dunkelheit, da können die Männer nicht kochen, denn so’n Herd zerstört ihre Männlichkeit, nagen lieber an verkohlten Knochen. Hinter dem Mond ist der Mann noch ein Mann, und er hat unbestritten das Sagen. Es ist ganz egal, was er weiß oder kann – da gibt es nichts zu fragen. Hinter dem Mond ist nur Licht, wenn’s brennt, das ist nicht so günstig zum Lesen, und wenn einer nicht gleich zum Löschen rennt, gehört er bestimmt zu den Bösen. Hinter dem Mond da wo’s dunkel ist, da wohnen arg viele Leute. Und wenn da manchmal so’n Gefunkel ist – Vielleicht kommt das Licht noch heute. Vielleicht kommt das Licht noch heute. Vielleicht kommt das Licht – hinter den Mond? Hraban 2015
12.
Erinnerung 02:17
Erinnerung Vor meinem inn’ren Auge schweben Namen, zu denen die Gesichter längst verblasst. Länder, Leute, Lieder sind verloren, und die Gefühle dazu geben keinen Sinn. Vor meinem inn’ren Auge stehn Gespenster, ob die schon jemals lebten, weiß ich nicht. Der Schein, mit dem ich meine Träume kaufte, mag damals etwas wert gewesen sein. Vor meinem inn’ren Auge stehen Häuser; die Menschen, die dort lebten, sind schon fort. Und von den Mauern bleiben nur Ruinen, darüber wächst das Gras der Amnesie. Vor meinem inn’ren Auge schweben Namen voll alter Liebe, die dann doch verging. Meine, deine, unsre Hände gaben, vielleicht liegt doch ein Schlüssel noch darin. Hraban 2014

credits

released May 1, 2015

Die CD wäre niemals Wirklichkeit geworden ohne die Unauffindbaren (alias Miratzen!)

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